Die Geschichte der Kirche Saarmund

Zur Geschichte der Kirche Saarmund von 1848 bis 2000
von: Pfr. i. R. Heinz Meixner u. Michael Steppat


In welchem Jahr Saarmund gegründet wurde, steht nicht fest. Der Ort wurde erstmals im Jahre 1216 urkundlich erwähnt. Der Bischof Siegfried von Brandenburg bestätigte, dass Saarmund zum Archidiakonat seines Domkapitels gehörte. Bis 1862 hatte Saarmund Stadtrecht, danach war es "Marktflecken".

Die heutige Kirche des Ortes hatte bereits mehrere Vorgänger. Sie standen früher neben dem Pfarrhaus Am Markt 9 / Ecke Bergstraße. Ob im Jahre 1700 Baufälligkeit oder Feuer einen Neubau der Kirche notwendig machten, weiß man nicht. Bis zum Jahre 1703 wurde der Bau langsam fortgeführt und dann aus Mangel an Mitteln eingestellt. Erst 1708 konnte er dann mit der Errichtung des Turmes vollendet werden. Die Bauweise der Kirche war nicht sehr solide, denn schon nach 60 Jahren drohte sie teilweise einzufallen und wurde 1781 abgerissen. Da die Gemeinde kein Geld hatte, unterblieb vorerst ein Neubau. Nach Plänen des Landbaumeisters Kieferstein konnten die Kanzel, die Chöre, Stände und die Hälfte der alten Steine wiederverwendet werden. Am 24.10.1794 wurde die Kirche eingeweiht. Saarmund war somit 12 Jahre ohne Kirche. Nach der Schlacht bei Großbeeren diente sie dann als Magazin, denn vom 26. - 29.August 1813 hatte der Kronprinz von Schweden General Bernadotte, sein Hauptquartier in Saarmund aufgeschlagen. 1817 wurde die Kirche erneut als baufällig erklärt und sank 1840 bei einer Feuersbrunst mit der halben Stadt in Asche. Jahrelang wurden die Gottesdienste im Betsaal des Nachbarortes Philippsthal abgehalten, bis 1846 mit dem Bau einer neuen Kirche am jetzigen Standort begonnen wurde.

1846 - 1848 wurde die Kirche von Friedrich August Stüler (1800-1865) nach den Plänen seines Vorgängers Ludwig Persius (1803-1845) erbaut. Der Einweihung am 22. Sonntag nach Trinitatis des Jahres 1848 wohnten König Friedrich Wilhelm IV. sowie Prinz Georg von Preußen bei.

Die Kirche ist eine flach gedeckte dreischiffige Backsteinbasilika in den italienisierenden neuromanischen Formen Potsdamer Prägung. Aus finanziellen Gründen, entgegen den ursprünglichen Bauplänen, erhielt die Kirche durch Stüler nur einen schlanken rechteckigen Turm mit Spitzhelm nördlich neben der Westfasade, anstatt, wie von Persius ursprünglich geplant, zwei.

Rund- und Rundbogenfenster sind in zwei Reihen übereinander mit Rücksicht auf die bis zum Ostrand reichende Hufeisenempore eingebaut. Die Rundbogenarkaden des Innenraumes ruhen auf Pfeilern und Ecksäulchen. Im Ostteil der Seitenschiffe befinden sich zwei verglaste Einbauten, südlich die ehemalige Königsloge und nördlich die Sakristei. Die Kirche hat die schlichte Ausstattung der Erbauungszeit. Leuchter und Kruzifix bestehen aus vergoldetem Gußmaterial. Die Wandleuchter wurden 1888 aus Kollektengeldern erworben. Die Kronleuchter sind eine Stiftung aus dem Nachlaß des Tischlermeisters E.F. Wallis aus dem Jahre 1908. Die Orgel wurde von F. Gesell (Vorgänger von Schuke, Potsdam) errichtet und hat ein Manual. Die Figuren auf den Gesimsen sind Gipsabgüsse von Werken des Bildhauers Christian Daniel Rauch (1777-1857).

Im Vorraum der Kirche in den Aufgängen zur Empore befinden sich links die Grabtafeln der Familie des Zimmermeisters Thomas Wallis. Er führte mit seinem Sohn Eduard Ferdinand die Holzarbeiten an und in der Kirche aus. Eduard Ferdinand Wallis stiftete der Kirchengemeinde das Vermögen der Familie mit der Verfügung, eine Kinderbewahranstalt zu eröffnen. Es ist heute der Ev. Kindergarten, der 1909 gegründet wurde. Eine Erinnerungstafel, die anlässlich der 90-Jahr Feier 1999 angebracht wurde, befindet sich am Haus des Kindergartens Am Markt 18, gegenüber der Kirche.

Auf der rechten Seite sind die Grabtafel Pfarrer Dressels, der einen Teil der Ortschronik schrieb, eine Tafel mit allen Pfarrern der Kirchengemeinde seit der Reformationszeit, sowie die Ehrentafeln zum Gedenken der Gefallenen der Gemeinde in den Kriegen seit 1870 angebracht.

Im 1. Weltkrieg verlor die Kirche ihre beiden Bronzeglocken. Sie wurden eingeschmolzen und erst 1924 durch 3 Stahlglocken ersetzt. Auch die Prospektpfeifen der Orgel fielen der Metallsammmlung für Kriegszwecke zum Opfer. Der Gemeindekirchenrat hatte hier noch vergeblich versucht, dies über einen Antrag an den Kreiskommunalverband zu verhindern. Die Pfeifen wurden ebenfalls 1924 durch Zinkpfeifen ersetzt. In den letzten Kriegstagen des 2. Weltkriegs wurde die Kirche erheblich beschädigt. Neben dem Turm, der erst 1954 wieder komplett instandgesetzt werden konnte, waren das Dach und viele Fenster beschädigt.In den Prospektpfeifen der Orgel befanden sich Einschusslöcher. An der Nordseite finden sich bis heute noch die Spuren des Beschusses.

1977 wurde die Orgel nach 35 Jahren generalüberholt. Hierbei mussten zahlreiche Schäden durch Holzschädlinge beseitigt werden. In den 1980er-Jahren gab es in der Kirchengemeinde Bemühungen, die Glocken mit einer Läutemaschine zu versehen. Eine Realisierung konnte aber nicht durchgeführt werden, da nur für die große Glocke ein Glockenstuhl vorhanden ist, der eine ausreichende mechanische Entkopplung von Geläut und Turm gewährleistet. Die beiden kleineren Glocken, die sich über der großen Glocke befinden, sind nur an Balken aufgehängt. 1986 wurde auch über eine Restaurierung der Kirchturmuhr nachgedacht, welche aber aufgrund hoher Kosten und langer Lieferzeit ebenfalls nicht realisiert werden konnte. Mitte der 1990er-Jahre stellte sich heraus, dass der Druck der der Turmhaube, Risse im Mauerwerk hervorgerufen hatte und auch das Dach der Haube reparaturbedürftig war. Durch die Bereitstellung von Fördermitteln und durch Spenden konnten zum Ende der 1990er-Jahre Dach und Turm renoviert werden.

Geschichte der Kirche Saarmund nach 2000
von: Michael Steppat


Im Jahr 2001 wurde der Sternenhimmel der Apsis restauriert. Bis zu diesem Zeitpunkt war er, wie die restliche Ausmalung der Apsis, mit weißer Farbe übermalt. Die Übermalung war seiner Zeit notwendig geworden, da die Apsis durch einen Wasserschaden beschädigt wurde.Eine komplette Restaurierung der Ausmalung befindet sich in Planung, kann aber aus finanziellen Gründen zur Zeit nicht realisiert werden. Im Jahr 2004 wurde die Innenausmalung der Kirche, die zuletzt 1909 erneuert wurde, restauriert. Die ursprüngliche Farbfassung ist noch an der Wand hinter der Orgel zu sehen. Auch an der Außenfassade wurden in dieser Zeit viele im Laufe der Jahre brüchig gewordene Fugen des Backsteinmauerwerks wieder frisch ausgefüllt. Im Herbst 2006 wurde der Balg der Orgel ausgereinigt und wieder abgedichtet. Von den als Knabenstatuetten dargestellten vier Orgelfiguren wurden zwei davon im Jahr 2008 und die beiden verbleibenden im Jahr 2010 restauriert. Eine Generalüberholung der Orgel mit Ausreinigung, Stimmung und behutsamer Nachintonation fand im Frühjahr 2010 statt. Ende 2012 wurde mit einer erneuten Restaurierung der Innenausmalung begonnen. Zu Beginn des Jahres 2013 erfolgte die Restaurierung der an den Wänden montierten Leuchter, welche mit Spendeneinnahmen aus der offenen Kirche finanziert werden konnten. Ende 2015 wurde die Tafel mit den Namen der Pfarrer von 1550 bis heute durch eine neue ersetzt.

Im Zusammenhang mit dem 800-jährigen Bestehen von Saarmund im Jahr 2016 entstand unter der Einwohnerschaft das Interesse, die Kirchturmuhr zu ersetzen. Die Finanzierung des Projekts, für welches eine Summe von 10.000 Euro aufgebracht werden musste, erfolgte ausschließlich über Spenden. Die aus zwei Zifferblättern bestehende Uhr wurde Ende Mai 2016 montiert und wird Anfang Juli feierlich in Betrieb genommen. Das elektrisch angegetriebene und über Funk synchronisierte Uhrwerk ersetzt vollständig das alte mechanische Uhrwerk. Von diesem sind noch das Uhrwerkgetriebe erhalten, welches sich unterhalb des Glockenstuhls befindet. Die beiden urspünglichen Zifferblätter, die schon vor viele Jahren abgenommen wurden, sind so stark vom Rost zerfressen, dass eine Instandsetzung nicht praktikabel erschien. Bei der Neugestaltung der Zifferblätter wurde versucht, die ursprüngliche Fassung möglichst beizubehalten. Ein Zifferblatt befindet sich auf der Südseite in Richtung des alten Markts, das zweite auf der Ostseite.

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